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OECD: Deutschland gut bei beruflicher Bildung - Kritik an sozialer Ungleichheit
Eine OECD-Studie hat Deutschland gute Ergebnisse bei beruflicher Bildung und Beschäftigung junger Menschen attestiert - warnt aber vor sozialen Ungleichheiten. Während Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) am Dienstag vor allem den deutschen Spitzenwert bei den MINT-Hochschulabschlüssen lobte, betonten Opposition und Gewerkschaften den Handlungsauftrag für die Bundesregierung.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) analysierte für die Studie "Bildung auf einen Blick 2025" die Bildungssysteme der 38 OECD-Staaten sowie weiterer Beitrittsländer und Partnerstaaten.
Wie das Bildungs- und das Forschungsministerium unter Verweis auf die Studie mitteilten, befinden sich hierzulande 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Ausbildung oder Studium. Damit liegt Deutschland über dem OECD-Durchschnitt von 53 Prozent. Nur zehn Prozent sind demnach weder in Bildung noch Beschäftigung, auch dies ist deutlich weniger als der OECD-Wert von 14 Prozent. Dasselbe gilt für die Jugendarbeitslosigkeit: Diese liegt mit 2,7 Prozent ebenfalls unter dem Durchschnitt.
In Deutschland schließen außerdem überdurchschnittlich viele Hochschulabsolventinnen und -absolventen in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik ab - 34 Prozent. Dies ist laut Studie der höchste Anteil unter den OECD-Ländern; der Durchschnitt liegt bei 23 Prozent.
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) nannte die Studie deshalb "ermutigend". Diese zeige: "Deutschland ist ein hochqualifiziertes MINT-Land." Das Potenzial gelte es weiter zu heben.
Auch bei weiteren Kriterien gibt es Erfolge: Den Angaben zufolge stieg in den vergangenen fünf Jahren die Erwerbsquote der 25- bis 34-Jährigen ohne Sekundarabschluss von 59 auf 61 Prozent, der Anteil mit Bachelor-Abschluss von 21 auf 23 Prozent.
Die beiden deutschen Ministerien sehen trotz der Fortschritte allerdings weiterhin "Herausforderungen". So sei die Arbeitslosenquote bei geringqualifizierten Erwachsenen weiterhin hoch, zudem bestünden nach wie vor soziale Ungleichheiten beim Zugang zu frühkindlicher Bildung. "Der familiäre Hintergrund hat weiterhin großen Einfluss auf die Bildungschancen", hält die OECD dazu in ihrem Bericht fest.
Für die Berliner Bildungssenatorin und Vertreterin der Bildungsministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch (CDU), verdeutlicht der OECD-Bericht deshalb auch den Handlungsbedarf. "Noch immer verlassen zu viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss, und die Herkunft prägt den Bildungserfolg nach wie vor zu stark", erklärte sie.
Ähnlich bewerten Opposition und Verbände die Ergebnisse der Studie. "Der Bund muss Länder und Kommunen mit gezielten Investitionen in die Bildung stärker unterstützen", forderte die Grünen-Bildungspolitikerin Anja Reinalter. Dazu gehörten unter anderem zusätzliche Mittel für Kitas, den Ganztagsausbau sowie die Sanierung von Schulen.
Die OECD attestiere Deutschland "Jahr für Jahr die Unterfinanzierung des Bildungssystems", kritisierte die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Nicole Gohlke. Dies sei "erneut Beleg dafür, wie falsch die Bundesregierung ihre Prioritäten setzt".
Für die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack, bleibt Chancengleichheit "die zentrale Herausforderung des Bildungssystems". Notwendig seien endlich mehr Investitionen in Bildungseinrichtungen und mehr Geld im System. Deutschland gebe noch immer zehn Milliarden Dollar pro Jahr weniger aus als der OECD-Durchschnitt, sagte sie.
"Deutschland versagt weiterhin bei der Chancengleichheit", erklärte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. "Während die Bundesregierung heute MINT-Erfolge feiert, zeigen die Daten eine erhebliche Bildungsungerechtigkeit." Finnern forderte strukturelle Reformen statt einzelner Programme.
A.Ruegg--VB