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Seltene Erden: EU-Kommission will Rohstoff-Vorrat für Industrie anlegen
Die EU-Kommission will europäischen Unternehmen den Zugang zu Rohstoffen wie Lithium und Seltenen Erden sichern. Industriekommissar Stéphane Séjourné stellte am Mittwoch in Brüssel seine Pläne für ein Europäisches Zentrum für Kritische Rohstoffe vor, das gemeinsame Einkäufe mehrerer EU-Staaten koordinieren und Vorräte anlegen soll. Die EU soll damit unabhängiger von China werden, das den Weltmarkt für zahlreiche Rohstoffe kontrolliert.
Die Kommission will das Zentrum nach eigener Aussage bereits Anfang des kommenden Jahres aufsetzen. Mehrere Unternehmen auch aus verschiedenen Ländern sollen eine EU-Plattform nutzen können, um gemeinsam Rohstoffe zu importieren und so einen niedrigeren Preis aushandeln oder Genehmigungs- und Transportkosten zu sparen. In den kommenden Monaten soll außerdem ein Pilotprojekt für gemeinsame Vorräte anlaufen.
Aktuell bezieht die europäische Industrie fast ihren gesamten Bedarf an Lithium und Seltenen Erden aus China. Die Materialien stecken in Magneten und Halbleitern, die in der Automobil-, Elektronik- und Verteidigungsindustrie verwendet werden. China ist der weltweit größte Produzent und hält viele Patente für Technologien zur Veredelung und Weiterverarbeitung der Metalle.
Die Dominanz ist mittlerweile ein offen eingesetztes Druckmittel: Seit April verlangt China Lizenzen für bestimmte Exporte, im Oktober drohte Peking mit einer Verschärfung. EU-Kommissar Séjourné warf China "Erpressung" vor. Seiner Aussage nach erteilt Peking die Lizenzen nur stückchenweise oder im Austausch für Betriebsgeheimnisse, sodass Lieferungen in den Rückstand geraten.
Brüssel will deshalb die Produktion innerhalb der EU ankurbeln. Dafür sollen Genehmigungsverfahren für Minen und Fabriken vereinfacht werden. Außerdem schreibt die Kommission im kommenden Jahr Förderungen für die Batterie- und Rohstoffproduktion in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro aus dem EU-Haushalt aus. Außerdem vergibt die Europäische Investitionsbank (EIB) vereinfachte Kredite.
Davon profitiert auch das Unternehmen Vulcan Energy, das im Oberrheingraben künftig Lithium fördern will. Die EIB fördert das Vorhaben mit 250 Millionen Euro. Ziel ist es, jährlich bis zu 24.000 Tonnen Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) zu produzieren, was nach Unternehmensangaben für die Herstellung von etwa 500.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr ausreicht.
Die EU-Kommission treibt zudem das Recyceln der Materialien innerhalb der EU voran. Brüssel will in der ersten Jahreshälfte 2026 deshalb Beschränkungen für die Ausfuhr von Aluminium- und Magnetenabfälle einführen. "Falls nötig" erwägt die Kommission ähnliche Vorgaben für Kupfer. Die EU sucht außerdem nach alternativen Handelspartnern, um Rohstoffe etwa aus Ruanda, Indonesien und Südafrika zu beziehen.
A.Zbinden--VB