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Eröffnung von Stuttgart 21 wird erneut verschoben
Die für Ende 2026 angepeilte Eröffnung des neuen Tiefbahnhofs in Stuttgart wird erneut verschoben. Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) erklärte am Mittwoch, die Deutsche Bahn habe der Stadt die "Hiobsbotschaft einer weiteren Verzögerung" bei der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 übermittelt. Einen neuen Termin gibt es nicht, wie Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte.
"Die erneute Verschiebung von Stuttgart 21 auf unbestimmte Zeit ist für Region, Stadt und Land und vor allem für die Fahrgäste eine fatale Nachricht", erklärte Hermann. "Das letzte bisschen Vertrauen in die Bahn" werde mit dieser Ankündigung verspielt.
"Noch vor einem Monat hat uns die Bahn den Eröffnungstermin im nächsten Jahr bestätigt – auch auf Rückfragen", erklärte Hermann. "Diese Zusagen waren offensichtlich windig oder falsch. Wir fühlen uns getäuscht." Stuttgart 21 sei ein "unfassbar kompliziertes und teures Megaprojekt", in das die Bahn politisch getrieben worden sei.
Die Deutsche Bahn erklärte, dass der Konzern den Aufsichtsrat bereits im September darüber informiert habe, dass für das Inbetriebnahmekonzept von Stuttgart 21 "weiterhin Terminrisiken bestehen"; im Oktober sei auch der Lenkungskreis, in dem sich regelmäßig die an der Finanzierung des Stuttgarter Tiefbahnhofs beteiligten Partner treffen, informiert worden.
Die Terminrisiken hätten sich "in einer so bisher nicht vorhersehbaren Dimension erhärtet und werden nun mit dem Aufsichtsrat bewertet", erklärte die Bahn weiter. Der dortigen Diskussion solle nun nicht vorgegriffen werden. Im Sinne einer "maximalen Transparenz" werde der Konzern aber "sofort" informieren, "wenn sich neue Entwicklungen ergeben".
Der "Spiegel" berichtete, die seit Oktober amtierende Bahn-Chefin Evelyn Palla habe dem Aufsichtsrat und den Projektpartnern am Mittwoch mitgeteilt, dass die für Ende 2026 angepeilte Eröffnung von Stuttgart 21 wegen technischer Probleme verschoben werden müsse. Analysen der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH sowie des Beratungsunternehmens PWC hätten im Sommer gezeigt, dass es mit dem geplanten Eröffnungsdatum erhebliche Risiken gäbe, so das Magazin. Nach einer weiteren Überprüfung habe Palla jetzt die Reißleine gezogen.
Grund für die Verzögerung sind dem Bericht zufolge technische Probleme am sogenannten Digitalen Knoten Stuttgart – einem Pilotprojekt, mit dem die Leit- und Sicherungstechnik der Bahn im Großraum Stuttgart digitalisiert wird. Offenbar gebe es Probleme mit der Zulassung und Freigabe von Technik des japanischen Konzerns Hitachi, einem zentralen Projektpartner der Bahn beim Digitalen Knoten.
Landes-Verkehrsminister Hermann erklärte, die Bahn habe Probleme beim Bauen und beim Digitalisieren. Beides zusammen zu organisieren, gelinge ihr noch weniger.
Die Planungen für Stuttgart 21, die einen neuen Hauptbahnhof, weitere Haltestellen sowie eine Reihe neuer Strecken im Raum Stuttgart vorsehen, sind inzwischen Jahrzehnte alt. Bei Baubeginn war die Inbetriebnahme für Ende 2019 anvisiert worden. Im Juli dieses Jahr hatte die DB mitgeteilt, ab Dezember 2026 sollten der Fernverkehr und Teile des Regionalverkehrs über den neuen Bahnhof fahren. Ein Teil des Regionalverkehrs solle hingegen bis Sommer 2027 weiter zum alten oberirdischen Kopfbahnhof fahren.
Oberbürgermeister Nopper und Landes-Verkehrsminister Hermann forderten eine unverzügliche Sondersitzung des Lenkungskreises. "Wir fordern von der neuen Bahnchefin Evelyn Palla echte Transparenz. Wir wollen keine neuen Termine ohne Substanz", erklärte Hermann.
Der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, Cem Özdemir, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die weitere Verzögerung "klingt wie Hohn". Nach dem mühsam gefundenen Kompromiss um die Teil-Eröffnung werde jetzt auf einen Eröffnungstermin erst mal ganz verzichtet. Das Projekt Stuttgart 21 "ist ein Fass ohne Boden", kritisierte er.
E.Gasser--VB